Verfasst von Lisa von lisaleicht.ch und Joël von faszination-hund.ch
Wer kennt die Sprüche „du musst halt mehr Chef sein“ oder „das liegt halt an der Führung“ nicht? In diesem Artikel soll der Begriff der Führung erläutert werden, so dass du als HundehalterIn besser verstehst, was alles hinter dem Begriff der Führung steht und wieso diese Sprüche oder gut gemeinten Tipps meist wenig förderlich sind.
Definition:
Führung ist die Fähigkeit, eine Richtung vorzugeben, andere im Sinne eines gemeinsamen Ziels zu beeinflussen, sie zu motivieren und zum Handeln zu bringen und sie für ihre Leistung in die Verantwortung zu nehmen. (Quelle: Onpulson-Wirtschaftslexikon.)
Was für uns HundehalterInnen interessant ist, dass wir den Begriff der Führung unserer Hunde meist auf einen einzelnen Kontext beziehen. Da wir mit unseren Hunden leben handelt es sich nicht nur um situationsbezogene Führung sondern viel mehr um die Führung im gesamten Alltag.
Lisa zum Führen: Führen heisst für mich, geführt werden. Führen heisst für mich geführt werden von meiner Achtsamkeit, von meiner Absicht unter Einsatz von Technik oder Methoden. Geführt werden, heisst für mich den Kopf und das Herz frei haben. Führen kann man nicht an Seminaren erlernen, dort lernt man Techniken und Methoden, aber das Geheimnis liegt ganz woanders: Führen heisst, sich in dem gemeinsamen Ziel unterzuordnen, zusammen mit denen, die wir führen, Klarheit zu schaffen, Signale auszutauschen, flexibel zu sein. Führen hat für mich sehr viel mit sich zurücknehmen und Klarheit schaffen zu tun. Wer führen will, muss an seiner emotionalen und mentalen Balance arbeiten, und natürlich auch am körperlichen Gleichgewicht. Es ist wichtig, zu wissen, weshalb man führen will. Es ist auch wichtig, dass derjenige, der geführt wird, damit einverstanden ist. Menschen werden erst dadurch zu Leadern, wenn sie von anderen dazu ermächtigt werden. Und: führen hat nichts mit dominieren zu tun, sondern mit anleiten, zeigen, vormachen.
Joël zum Führen: Wir können nicht nicht kommunizieren und genauso, können wir nicht nicht führen. Führen hat für mich vor allem damit zu tun, einen Rahmen vorzugeben. Dabei beziehe ich meine Bedürfnisse gleich mit ein, wie die Bedürfnisse des Hundes und was die aktuelle Situation zulässt. Führung beginnt bei sich selbst. Nur wer sich selber gut führen kann, kann auch ein Vorbild und ein Leader für Andere sein. Eine Selbstführung beginnt beim Wahrnehmen des eigenen Zustandes, beim realistischen Auseinandersetzen mit eigenen Ressourcen, sowohl der Stärken und Schwächen. Nehme ich mich selbst wertfrei wahr, gelingt es mir leichter, mich in andere hineinzuversetzen und ihren Bedürfnissen gerecht werden zu können. Führen beinhaltet immer Verständnis und Empathie für den Geführten zu empfinden, nur so kann ein gemeinsames Erreichen eines Zieles gewährleistet werden. Führen heisst auch Talente wahrnehmen und fördern. Als Leader müssen wir nicht perfekt sein, sondern vielmehr uns der Situation bewusst werden, wodurch wir so viele Potentiale wie möglich gemeinsam entfalten können.
Standortbestimmung und Klarheit
Nachdem nun der Oberbegriff ‘Führung’ geklärt ist, hier einige Gedanken zum ‘Tun’. Wie bereits erwähnt, hat Führen zuallererst mit Klarheit zu tun. Klarheit bedeutet, das gemeinsame Ziel genau zu formulieren und zu visualisieren. Bei der Tellington-Methode verwenden wir dazu die Methode Pono/Pilikia, die es uns ermöglicht, gezielt eine Intention zu setzen und den Lernprozess durch Visualisieren zu unterstützen.
Der Mensch übernimmt die Führung. Er klärt die vorhandenen Bedürfnisse und Fähigkeiten bei sich und dem Hund ab. Anschliessend evaluiert er die verschiedenen Methoden und Hilfsmittel, die zum Team passen und die ans Ziel führen.
Dabei ist es wichtig, dass derjenige, der führt, rücksichtsvoll ist und immer wieder Feedback am andern Ende der Leine einholt.
Der Weg führt über den Rahmen
Ungeachtet davon, ob wir üben, an einer lockeren Leine zu gehen oder alleine zu Hause zu bleiben, ob wir mit der Harmony-Leine, dem Connector oder einfach mit zwei Kontaktpunkten arbeiten, ob wir das Thundershirt, eine Lickymat oder ein anderes Hilfsmittel verwenden, wichtig ist, dass die führende Person den Übungen einen passenden Rahmen gibt. Es ist wichtig, ein neues Ziel sachte anzusteuern, der Rahmen sollte klar gesetzt sein; üben in einer reizarmen und vertrauten Umgebung hilft dem Hund schneller und vor allem nachhaltiger zu lernen. Es ist sinnvoll, sich vor dem Üben die einzelnen Schritte vorzustellen, und auch die Übung zu beenden, bevor der Hund (oder der Mensch) an seine Grenzen kommt.
Willst du mehr über Führung lernen?
Die verschiedenen Führtechniken der Tellington TTouch® Methode kannst du in einem Kurs oder in Einzelstunden erlernen.
Mehr dazu findest du auf:
www.tellington-ttouch.ch
www.lisaleicht.ch
www.faszination-hund.ch